Zukunft gestalten #2: amo como soy und die Mädchen in Bolivien

12. April 2018
zukunft gestalten 2 amo como soy

In was für einer Welt wollen wir Leben? Wie wollen wir arbeiten? Was wünschen wir uns für die Zukunft? Wie können wir diese aktiv mitgestalten? Diesen Fragen gehe ich in meiner Blogreihe „Zukunft gestalten“ nach und lasse dabei Akteure der Naturkosmetikbranche zu Wort kommen, die sich auf unterschiedliche Weise in bestimmten Bereichen engagieren. Im ersten Teil habt ihr im Interview mit Jörg von Kruse erfahren, wie der Weg von i+m Naturkosmetik hin zur Holokratie aussieht.

Heute geht es um ein ganz anderes Thema. Schareska Antequera de Friebertshäuser ist die Gründerin von amo como soy, einer noch recht jungen Naturkosmetikmarke, die ich euch demnächst noch ausführlich vorstellen werde. Schareska hat soziales Engagement zum festen Bestandteil ihrer Unternehmens-DNA gemacht. Warum und in welcher Form, lest ihr in unserem Gespräch:

Ida: Schareska, deine Marke amo como soy ist noch relativ jung. War für dich von Anfang an klar, dass soziales Engagement Teil der Unternehmensphilosophie sein wird?

Schareska: Ja, das wollte ich in der Tat von Anfang an.

Ich bin in Venezuela aufgewachsen und war viel in Bolivien, da meine Eltern von dort kommen. Dort bin ich mit krassen sozialen Unterschieden aufgewachsen. Jetzt lebe ich seit vielen Jahren schon in Deutschland und merke, was für ein Glück ich hier habe – sehr wenig Kriminalität, gutes Bildungssystem und gute Gesundheitsversorgung.

Wo ich her komme, ist es weit verbreitet, anderen zu helfen – finanziell und auch mit Essen, Kleidung und ähnlichem. Darüber hinaus verwende ich ja für meine Gesichtspflegeprodukte auch Wirkstoffe aus Lateinamerika. Deshalb, und weil ich meiner Heimat sehr verbunden bin, habe ich mir dort eine wohltätige Einrichtung gesucht, die ich unterstützen möchte. Dies ist meine Art, der Region etwas zurück zu geben.

Schon seit der Gründung meines Unternehmens engagiere ich mich daher für ein Mädchenheim in Bolivien. Ich sehe mich auch als „Vermittlerin“, denn die 2 Euro Erlös pro verkauftes Produkt werden ja letztlich von jeder amo como soy – Käuferin gegeben, die damit etwas Gutes tut.

amo como soy ist meine Leidenschaft. Dabei ist es mir ein Anliegen, unsere äußere Schönheit mit unserer inneren Schönheit zu verbinden. Meiner Erfahrung nach fühlen wir uns wirklich schön, wenn wir mehr Aufmerksamkeit auf unsere einzigartige Persönlichkeit und das, was uns wirklich gut tut, lenken. Mir tut es eben gut, anderen etwas zu geben.

amo como soy mädchenheim bolivien

Zu Besuch im Mädchenheim „Hogar de niñas Cristo viene“. Foto: amo como soy

Ida: Ihr kooperiert mit den Mädchenheimen „Hogar de niñas Cristo viene“ und „Centro de Rehabilitación Remar“ in Bolivien. Wie kam es dazu?

Schareska: Auf einer meiner Reisen nach Bolivien habe ich mit meinem Cousin das Mädchenheim „Centro de Rehabilitación Remar“ besucht. Er engagierte sich dort und nahm mich einmal mit. Wir hatten damals Eis für die Mädchen mitgebracht und mit ihnen einen kleinen Ausflug zu einem Spielplatz gemacht.

Die Mädchen waren so glücklich und dankbar über unseren Besuch. Sie freuten sich, dass jemand sich für sie interessiert und mit ihnen etwas unternimmt. Mich hatte das damals sehr beeindruckt und berührt. Diese Mädchen, die so wenig hatten, konnten so fröhlich sein und der zwischenmenschliche Kontakt war ihnen so wertvoll.

Diese grundlegende Lebensfreude wünsche ich mir für mich und alle anderen Menschen, denn sie lässt uns einfach von innen heraus strahlen. So beschloss ich damals, das Mädchenheim zunächst privat finanziell zu unterstützen. Als ich amo como soy gründete, sah ich eine gute Chance, sie noch mehr zu unterstützen. Zwischenzeitlich war das Mädchenheim „Centro de Rehabilitación Remar“ aufgegeben worden. So ging ein großer Teil der Mädchen ins Heim „Hogar de niñas Cristo viene“ ebenfalls in Santa Cruz, Bolivien. Seitdem unterstütze ich mit amo como soy dieses Mädchenheim.

Girlpower - Schareska und die Mädchen aus dem Heim in Santa Cruz. Foto: amo como soy

Ida: Kannst du uns mehr über das Mädchenheim in Santa Cruz erzählen?

Schareska: Das Mädchenheim „Hogar de niñas Cristo viene“ ist für minderjährige Mädchen. Zurzeit sind dort 30 Mädchen im Alter zwischen 2 und 18 Jahren untergebracht, wobei der größte Teil von ihnen zwischen 7 und 18 Jahren ist. Einige Mädchen bleiben dort nur für kurze Zeit, andere wiederum, bis sie volljährig sind. Die Gründe dafür, warum sie dorthin kommen, sind: sexualer Missbrauch, Vernachlässigung, Obdachlosigkeit und Verwaisung.

Meistens wird ein Mädchen von einem Jugendamt an das Heim überwiesen, wenn keine anderen Familienangehörigen es aufnehmen können oder falls es dringend aus dem häuslichen Umfeld herausgenommen werden soll. Dies kann der Fall sein, wenn es z. B. vom Vater oder Geschwistern sexuell missbraucht wird. Diese Mädchen kommen meistens aus ganz armen Familienverhältnissen. Dabei sollte man sich darüber im Klaren sein, dass Armut dort eine ganz andere Dimension hat. Die Menschen haben wirklich so gut wie gar nichts. Es existiert keine wirkliche Unterstützung vom Staat.

Im Heim bekommen die Mädchen ein sicheres Zuhause, regelmäßiges Essen und die Möglichkeit, zur Schule zu gehen. Dort kümmern sich Sozialarbeiter und Betreuer um sie. Sie kommen erst mal zur Ruhe, erhalten psychologische Betreuung, Sicherheit und Zuwendung.

Ida: Bolivien ist ja nicht gerade um die Ecke. Bist du in den Mädchenheimen trotzdem ab und an persönlich vor Ort?

Schareska: Ja, da ein Großteil meiner Familie in Bolivien lebt, bin ich dort alle zwei bis drei Jahre. Ich besuche dann natürlich auch die Mädchen. Mein Bruder lebt seit kurzem auch in Santa Cruz, so dass ich jetzt bestimmt noch häufiger hinfliegen werde.

Ida: Von jedem verkauften Produkt aus eurem Sortiment fließen 2 Euro an das Mädchenheim. Wofür wird das Geld vor Ort verwendet?

Schareska: amo como soy unterstützt das Mädchenheim nun schon seit zwei Jahren, also seitdem meine Produkte auf dem Markt sind. Mit den Einnahmen von 2016 wurde Kleidung für die Mädchen besorgt. Im 2. Jahr, 2017, hatten wir mehr Geld zur Verfügung, da amo como soy bekannter wurde. Mit diesem Geld konnten alle Schulbücher der Mädchen gekauft werden. Alle waren ganz glücklich darüber, denn oft ist es leider so, dass die Mädchen zwar mit der Schule anfangen, aber nicht immer alle Mädchen von Anfang an Schulbücher haben.

Ida: Zu guter Letzt: gibt es einen Herzenswunsch oder ein bestimmtes Projekt, das du in dem Mädchenheim gern in Zukunft realisieren möchtest?

Schareska: Wenn ich groß denke, würde ich mir wünschen, dass noch mehr Mädchen aufgenommen werden können. Außerdem könnte man die Bedingungen noch weiter verbessern, z. B. durch zusätzliche Betreuer. Leider ist in Bolivien sexueller Missbrauch weit verbreitet. Es könnte noch so vielen mehr Mädchen geholfen werden. Ansonsten wäre auch ein schöner Ausflug für die Mädchen super. Das wäre für sie etwas ganz besonders und würde ihr Leben bestimmt bereichern.

Herzlichen Dank für das Interview, Schareska – und alles Liebe für die Mädchen in Bolivien!

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7 Comments

  • Reply Gila 12. April 2018 at 11:13

    Amo como Soy ist für mich eine interessante Neuentdeckung, weil ein großer Teil der Inhaltsstoffe bei mir bislang als einzelsubstanz angewendet wird. Hier alles zusammen zu finden ist toll. Einziger winziger Wermutstropfen ist das Glycerin, das ich seit Jahren konsequent meide. Aber da es nicht unter den ersten drei incis auftaucht, werde ich wohl mal einen Versuch starten. Besonders gefällt mir das soziale Engagement !
    Danke Ida für die Vorstellung.

    • Reply Herbs & Flowers 13. April 2018 at 10:13

      Der Anteil an Glycerin ist so gering, dass ich an deiner Stelle einen Versuch wagen würde. Die Produkte sind so toll und hautschmeichelnd!

  • Reply hazel 12. April 2018 at 11:52

    Ein wirklich schönes Projekt in Südamerika! Wir unterstützen durch PLAN 2 Kinder in Bolivien.
    Die Produkte finde ich auch toll. Ich warte sehnsüchtig auf den Parfum-Stick (wann kommt er… April hieß es) und werde mir dann wohl auch das gesichtsöl kaufen.
    Ist die Rezeptur verändert worden? Ich meine, es ist ein Inhaltsstoff nicht mehr drin, der noch letztes Jahr in der incis Liste war. Oder täusche ich mich?
    Danke für eine Antwort.
    Viele Grüße!

    • Reply Herbs & Flowers 13. April 2018 at 10:38

      Der Parfumstick erscheint erst im Mai, da ist also noch ein wenig Geduld gefragt (pssst, vielleicht lohnt sich preislich dann auch die Geduld bis Mitte Mai, wen du hier auf dem Blog vorbeischaust). :) Die Rezeptur des Gesichtsöls wurde nicht verändert, ich habe bei Schareska mal nachgefragt. Liebe Grüße!

      • Reply hazel 13. April 2018 at 11:44

        Danke für die Info bzgl. des Öls und der mit Mitte Mai! 😀👍
        Ich bin gespannt und hoffe auf einen schönen deal! 😊
        LG!

  • Reply strawberrymouse 13. April 2018 at 21:32

    Ich hatte das Glück Schareska auf der diesjährigen Vivaness kennen zu lernen und verstehe jetzt, warum alle im vergangenen Jahren so geschwärmt haben! So eine sympathische Frau! Und eine, der man – im ganzen NK-Business – wirklich anmerkt, dass sie das was sie da tut wirklich aus Überzeugung macht. Einziger Wermutstropfen für mich, dass die Produkte nicht reizarm formuliert sind. Dennoch habe ich mich anstecken lassen und werde zumindest die Reinigungsmilch mal ausprobieren. Und der Parfümstick ist ohnehin eine tolle Idee. Der Duft kann selbst mich begeistern ;)

  • Reply Ganzheitlich schön: achtsame Gesichtspflege mit amo como soy (Anzeige - Sponsored Post) - herbsandflowers.de 14. Mai 2018 at 7:36

    […] von amo como soy ist außerdem soziales Engagement – mehr dazu könnt ihr im Interview mit Schareska […]

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