Zum vierten Mal hieß es für mich am vergangenen Wochenende: auf zum NaturkosmetikCamp! 2014 war ich zum ersten Mal dabei, das Camp war der letzte Anstoß dazu, meinen eigenen Blog ins Leben zu rufen – nur wenige Wochen später ging Herbs & Flowers online. In den darauffolgenden Jahren gab es hier auf dem Blog auch Rückblicke auf die Veranstaltung (2015 und 2016), letztes Jahr habe ich kurz nach der Entbindung nicht teilgenommen. Das 5. Camp-Jubiläum war nun ein guter Grund, die Koffer zu packen und nach Brandenburg aufs Landgut Stober zu reisen.
Das NaturkosmetikCamp folgt dem Barcamp-Prinzip, das heißt die Teilnehmer haben die Möglichkeit, selbst Themen einzureichen, die vor Ort in einstündigen Sessions diskutiert werden. 120 Branchenteilnehmer haben sich aus allen Bereichen zusammengefunden – von Händlern über Hersteller bis hin zu Kosmetikerinnen, Spas, Agenturen, Journalisten, Bloggern etc. Ein bunter Mix, der sich auch in den Sessions widergespiegelt hat – 16 verschiedene Themen standen auf der Agenda. Von Megatrends über den Biohandel als Verkaufsort von Naturkosmetik bis hin zu Blogger Relations oder Bio-Rohstoffen war alles dabei. Einige Punkte zogen sich dabei wie ein roter Faden durch viele Diskussionen:
Transparenz ist Trumpf
Das Thema Transparenz tauchte in vielerlei Kontexten auf. Als Bloggerin denke ich dabei natürlich prompt an den Kennzeichnungswahn auf Instagram, der uns aktuell beschäftigt und eher Verwirrung stiftet anstatt Transparenz zu fördern. Letztlich ist Transparenz aber eine Sache, die sich durch die gesamte Lieferkette und die Beziehungen zwischen den einzelnen Akteuren zieht – bspw. zwischen den Rohstofflieferanten und den Herstellern von Naturkosmetik, wenn es um die Qualität von Rohstoffen geht, oder wenn Konsumenten zunehmend Transparenz einfordern (bzw. dies zunehmend tun sollten), um den Weg einzelner Rohstoffe von der Plantage bis in den Tiegel im Detail zurückverfolgen zu können.
Naturkosmetik als politisches Sprachrohr
Die Historie der Naturkosmetik zeigt, dass die Branche (in vielen Fällen) wertegetrieben ist. In den Sessions wurde deutlich, dass es dabei gern auch politisch werden darf, eben getreu dem diesjährigen Camp-Motto „Farbe bekennen“. Das ist auch genau das, was ich insbesondere an Naturkosmetik-Herstellern sehr schätze: das Bewusstsein und der Mut, die eigene Präsenz dafür zu nutzen, seine Stimme für Soziales und Politisches zu erheben und sich aktiv zu engagieren. Schön fand ich den Gedanken, der in einer Session aufploppte, dass letztlich auch genau das gelebte Demokratie ausmacht. Wie das erfolgreich und mit der nötigen Leichtigkeit ohne Dogmatismus funktionieren kann, zeigen bspw. die Fair Editions von i+m Naturkosmetik.
Komm, ich erzähl‘ dir eine Geschichte!
Mehrfach wurde in den Sessions betont, dass Storytelling in der Kommunikation eine echte Chance für die Naturkosmetik bietet – und eigentlich ein Leichtes ist, denn wer könnte besser authentische Geschichten erzählen als die Naturkosmetik? Wir Blogger können solche Geschichten als Sprachrohr zielgruppengerecht vermitteln, die Digitalisierung bietet dafür insgesamt große Chancen. Bei allen grünen Vorzügen der Branche sollte dennoch nicht vergessen werden, auch die Emotionen der Konsumenten zu adressieren. Der schnelle Medienkonsum, der vor allem bei den Jüngeren an der Tagesordnung ist, stellt dabei eine Herausforderung in der Kommunikation dar, die es zu meistern gilt.
We are all one – are we?
In den letzten Jahren bereits viel diskutiert und noch immer aktuell: die Frage, inwiefern die Naturkosmetik wirklich als Branche gemeinsam agiert und nicht nur als lose Ansammlung verschiedener Akteure auftritt. Positive Beispiele und Ideen für das Ziehen an einem Strang kamen in den Sessions bzw. Workshops zutage – sei es der Informationsaustausch beim Einkauf von Rohstoffen, die markenübergreifende Zusammenarbeit bei Events oder Kooperationen bei CO2-Kompensationen. Bis das Dr. Bronner’s Motto „All-One“ tatsächlich auch auf die NK-Branche zutrifft, ist aber definitiv noch Luft nach oben.
Kurzweiliges Rahmenprogramm
Umrahmt wurden die Sessions von weiteren Highlights:
Julia von Beautyjagd blickte in ihrer Eröffnungskeynote auf die Anfänge ihres Blogs zurück bzw. darauf, wie sich überhaupt das Bloggen in den letzten Jahren gewandelt hat und welche Chancen Digitalisierung und Technik auch für die Naturkosmetikbranche mit sich bringen. Schlagworte waren auch hier u. a. Transparenz und Storytelling.
Amüsant und spritzig ging es am Samstagnachmittag in der Keynote von Dermatologin Dr. Yael Adler zu – da ging es unter anderem um Möhrengesichter, Knoblauch als Mittel für sexy Achselgeruch, Knutschen als Pflegeritual, Bakterien in der Gesichtspflege (spannendes Thema!) etc. – unterhaltsamer ging es kaum, wenn es auch inhaltlich durchaus an der ein oder anderen Stelle streitbar war.
Ein Motto-Workshop beleuchtete die unterschiedlichen Facetten der naturkosmetischen Wertschöpfungskette vom nachhaltigen Anbau der Rohstoffe über die Verantwortung im sozialen Bereich bis hin zur zielführenden Kommunikation. Den Farbworkshop von Karin Hunkel habe ich am Sonntagmorgen im wörtlichen Sinn leider verschlafen.
Und dann gab es natürlich auch noch das Rahmenprogramm am Abend, bei dem es vor allem am Samstag nicht nur aufgrund des Deutschland-Schweden-Spiels ausgelassen und heiter zuging – inklusive Live-Musik und NaturkosmetikCamp-Geburtstagstorte.
Ihr findet hier übrigens umfangreiches Bildmaterial von allen drei Tagen und auf dem NKC-Blog gibt es auch bereits einen ausführlichen Rückblick.
Auch in diesem Jahr hat es auf dem NaturkosmetikCamp wieder sehr „gemenschelt“ – ich habe mich darüber gefreut, viele vertraute Gesichter wiederzusehen, neue Bekanntschaften zu machen und in ungezwungenem Rahmen miteinander ins Gespräch zu kommen. Genau diese Atmosphäre ist es, die ich am NaturkosmetikCamp so sehr schätze und die es für mich persönlich neben der Vivaness und dem Branchenkongress zum Highlight im Naturkosmetik-Jahreszyklus macht. Wolfgang Falkner und das gesamte NKC-Team haben auch in diesem Jahr wieder einen super Job gemacht! Nun bleibt nur noch die Frage offen: wann und wo sehen wir uns als nächstes wieder?
Bildnachweis Titelbild: NaturkosmetikCamp/Jasmin Walter
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