Less Waste im Badezimmer#1:
Die 5 Rs des Zero Waste

29. Juli 2019
zero waste badezimmer

Ich habe es ja erst neulich in meinem Artikel zum Blog-Geburtstag angekündigt: zum Thema Less Waste/Zero Waste soll es künftig ein bisschen mehr Input hier auf dem Blog geben. Ich habe mir lange Gedanken darüber gemacht, wie das aussehen könnte. Ursprünglich habe ich an einer „Lesezeichen“-Übersicht über Zero Waste Naturkosmetik-Produkte gearbeitet, dann aber schnell gemerkt, dass das Thema einfach zu komplex ist und die individuellen Auffassungen darüber, was Zero Waste eigentlich ist, sehr divers sind. Eine schlichte Auflistung an Produkten wird dem Ganzen einfach nicht gerecht.

Deshalb habe ich mich nun für folgenden Weg entschieden: ihr werdet hier Artikel zum Thema Less Waste allgemein finden und es wird für verschiedene Produktkategorien von Kopf bis Fuß konkrete Empfehlungen geben, die über DIY-Ideen mit Kokosöl und Natron hinausgehen. Und eine entsprechende Übersicht gibt es dann irgendwann on top. Ich möchte im Rahmen dieser Serie nicht missionieren, sondern ganz undogmatisch einfach ein paar Impulse liefern, Anregungen geben und Möglichkeiten aufzeigen, wie sich Müll im Badezimmer reduzieren lässt.

Der Soundtrack für den heutigen Blogpost ist übrigens ein Lied von Jack Johnson – hier geht’s zum Youtube-Track.

Zero Waste = plastikfrei?

Der Ausgangspunkt meiner Überlegungen ist die Frage, was Zero Waste im Badezimmer bedeutet. Wörtlich übersetzt kann man es schlicht damit definieren, dass kein Müll im Badezimmer mehr anfällt. Für mich persönlich ist es nicht das erklärte Ziel, den Müll komplett aus dem Badezimmer zu verbannen, sondern ihn zu reduzieren, ohne dabei den Spaß an der Pflege zu verlieren. Less Waste statt Zero Waste ist für mich im Alltag einfach deutlich realistischer. (Und wenn wir ehrlich sind, werden wir mit Zero Waste-Bädern leider nicht die Welt retten – da braucht es doch etwas schwerwiegendere Maßnahmen – zu diesem Thema empfehle ich euch gern einen aktuellen Artikel der Süddeutschen. Aber ja, ich bin ganz klar der Meinung, dass auch die kleinen Schritte zählen und ein guter Anfang sein können!)

So. Aber wie genau reduziert man Müll im Badezimmer? „Plastik vermeiden“ höre ich direkt die ersten Stimmen rufen. Ja. Und nein. Das Thema Verpackungen ist gerade bei Naturkosmetik einfach megakomplex und Plastik ist manchmal die bessere Wahl, in vielen Fällen aber eben auch nicht. Und es gehört am Ende beim Thema Müll auch mehr dazu als das schwergewichtige Thema des Verpackungsmaterials. Ist ein regional produziertes Multi-Use-Produkt, das ich von Kopf bis Fuß verwenden kann und dessen Flasche aus Bio-PE sogar wiederbefüllbar ist, schlechter als ein Single-Use-Produkt aus Übersee in der Glasflasche?

Smarte Produkte – in Hinblick auf Anwendung und Verpackung – sind also für mich das Credo. Und von denen werde ich euch in Zukunft einige vorstellen, viele haben ohnehin schon in den letzten Jahren ihren Weg auf den Blog gefunden.

Die 5 Rs

Plastik zu vermeiden kann also eine Strategie sein, ist aber nur ein Baustein. Viel sinnvoller erscheint es mir, das Thema Müllreduktion auch im Bad ganz klassisch anhand der 5 Rs zu betrachten, die auf Zero-Waste-Queen Bea Johnson zurückgehen und bei denen das eigene Kauf- und Nutzungsverhalten eine genauso zentrale Rolle spielt wie die Verpackung:

Zero Waste 5Rs

Refuse: Ablehnen

Der erste Schritt der Zero Waste-„Pyramide“ ist es, Dinge abzulehnen, die man nicht braucht. Nun ist „brauchen“ ja bei Kosmetik so eine Sache. Im Grunde sind die meisten Pflegeprodukte ja eher nice to have anstelle von wirklich essentiell. Für mich haben Körper- und Gesichtspflege aber auch viel mit der liebevollen Zuwendung zu mir selbst zu tun und ich habe ganz hedonistisch auch einfach Spaß daran. Nicht zuletzt sind Kosmetikprodukte auch mein „Arbeitsmaterial“.

Ein paar Dinge lassen sich aber ganz einfach umsetzen, egal, ob das heimische Badezimmer eher üppig oder minimalistisch ausgestattet ist: in Parfumerien, so man denn dort überhaupt einkauft, Proben ablehnen und generell einen eigenen Beutel zum Verstauen des Einkaufs dabei haben. Als Bloggerin heißt es für mich aber auch, PR-Samples sehr bewusst und gezielt auszuwählen. Gleiches gilt für Samples auf Messen und Events. Und im digitalen Bereich bedeutet es für mich außerdem, nicht jeder Pop-Up-Meldung in Online-Shops zu folgen, die mit Rabatten als Belohnung für die Newsletteranmeldung locken.

Reduce: Reduzieren

Die eigenen Bestände und den eigenen Bedarf zu reduzieren, das sind die Eckpfeiler des 2. Rs. Die Reduktion im Badezimmer ist natürlich in erster Linie dadurch gegeben, dass man Produkte nur kauft, wenn man sie gerade wirklich benötigt und sie bis zum Schluss aufbraucht anstatt parallel zig Produkte in Gebrauch zu haben, die man am Ende gar nicht leert. Produkte nicht zu horten ist auch eine Möglichkeit, um den eigenen Besitz zu reduzieren. Gleiches gilt für die Verwendung von Produkten, die nicht nur für einen Zweck verwendet werden können.

Eine meiner persönlichen Baustellen war bspw. lange Zeit Duschgel: hier schnell noch die schöne Limited Edition in der Drogerie mitgenommen, da noch ein Backup vom Lieblingsduft zugelegt und dann noch die Neuheit online geshoppt. Wer braucht bitte 5 Duschgele in der Dusche oder im Schrank? Ich jedenfalls nicht. Und so habe ich seit Monaten in der Dusche nur noch ein Duschgel und eine Seife stehen, nachgekauft wird erst bei Bedarf. Fühlt sich gut an! Hat man zu viel, kann man Produkte selbstverständlich auch gut weitergeben, Freunde und Familie sind erfahrungsgemäß dankbare Abnehmer. zero waste bad

Reuse: Wiederverwenden

Hier kommt nun doch das Thema Verpackung allmählich ins Spiel. „Reuse“ bedeutet für mich im kosmetischen Kontext zweierlei: zum einen nach Produkten Ausschau zu halten, deren Verpackungen wiederverwendbar sind. Da gibt es ja inzwischen selbst in der dekorativen Kosmetik wirklich tolle Marken und Produkte, die man nachfüllen kann. Auch Upcycling ist in dem Zusammenhang sinnvoll. Das geht natürlich bei Behältnissen aus Glas oder Aluminium in aller Regel besser als bei Plastikflaschen, gar keine Frage. Zum anderen macht es Sinn, auf langlebige Accessoires und Utensilien zu setzen – von der Menstruationstasse über wiederverwendbare Abschminkpads bis hin zum Rasierhobel. Sie lassen sich über viele Jahre hinweg wiederverwenden und reduzieren so Müll.

Auch wichtig an dieser Stelle: Produkte, die für ihren eigentlichen Zweck nicht geeignet sind, anderweitig verwenden und so aufbrauchen. Klassiker sind dabei bspw. Gesichtsöl als Körperöl zu verwenden, die ungeliebte Handcreme zur Pflege von Dekolleté oder Füßen aufzubrauchen, Highlighter als Lidschatten zu nutzen etc.

haused wolf zero waste plain jane

Recycle: Wiederaufbereiten

Produkte, die sich nicht wiederverwenden lassen, landen früher oder später im Müll. Idealerweise bestehen sie nicht aus komplexen Vielstoffgemischen, sondern lassen sich sauber trennen und recyclen. Glas und Papier schneiden bei der Recycling-Bilanz besser ab als Plastik, haben aber leider trotzdem nicht zwingend die insgesamt bessere Öko-Bilanz. Ich sagte es ja bereits: es ist komplex. Einige Produkte, wie zum Beispiel angebrochene ätherische Öle, Airsprays oder Parfums, gehören übrigens in den Sondermüll. Bei uns vor Ort tourt regelmäßig das Schadstoffmobil durch die Stadt, dort können solche Produkte dann abgegeben werden.

Rot: Kompostieren

Ok, das ist jetzt eher in Bezug auf Küchenabfälle interessant. Im Zusammenhang mit Müll aus dem Badezimmer fällt mir ad hoc nichts ein, was ich dem Kompost zuführen würde. Selbst diejenigen Biotampons und -binden, die theoretisch kompostierbar sind, würde ich persönlich lieber im Hausmüll entsorgen, damit das Blut keine Tiere anlockt. Und Wattepads, die kompostierbar sind, landen auch besser im Restmüll, wenn sie bspw. mit Nagellackentferner getränkt sind. (Wiederverwendbare Pads sind ohnehin die sinnvollere Wahl.) An der Entsorgung von Öko-Wattestäbchen scheiden sich ebenfalls die Geister.

That’s it! Was ich an den 5 Rs so mag? Sie zeigen auf, dass wir vieles als aktive Ver-braucher selbst in der Hand haben und dass es um mehr geht als die Frage, ob die Lieblingscreme in Glas oder Plastik verpackt ist. Schön finde ich auch, dass die 5 Rs sich auf so ziemlich jeden Bereich des Alltags übertragen lassen: von der Gestaltung des Kleiderschranks über die Küche bis hin zur Baby-Ausstattung oder der Hochzeits-Planung.

Mit welchem der 5 Rs seid ihr schon fit im Badezimmer? Und habt ihr noch „Baustellen“ in Bezug auf die Müllreduktion, an denen ihr nicht weiterkommt und euch Anregungen wünscht?

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4 Comments

  • Reply Jennifer 29. Juli 2019 at 19:09

    Was für eine tolle Idee! Ich benutze seit Jahren Naturkosmetik, aber in Sachen Less Waste könnte ich durchaus noch Inspirationen gebrauchen. Noch dazu, wenn sie mit so tollen Fotos und Infos aufbereitet werden. Gerne mehr davon!
    Liebe Grüße
    Jennifer

  • Reply Melanie 29. Juli 2019 at 20:53

    Vielen Dank für den sehr ausführlichen Beitrag zu Less Waste. Ich konnte wirklich noch einige Anregungen für mich mitnehmen.
    Ich versuche selbst bisher meine Backups aufzubrauchen und weniger Produkte auf einmal zu verwenden. Meine dekorative Kosmetik habe ich schon ausgemistet und auf das Nötigste beschränkt. Zudem habe ich mir gerade wiederverwendbare Wattepads zugelegt, um etwas Müll im Badezimmer zu reduzieren.
    So kommt nach und nach immer etwas mehr dazu.
    Ich freue mich schon auf weitere Anregungen deinerseits. 😊
    Viele liebe Grüße, Melanie

  • Reply Mascha 29. Juli 2019 at 21:37

    Besten Dank für deine Anregungen!
    Ich finde Zero Waste theoretisch genial und halte es aus Umweltgründen für beinahe alternativlos. Gleichzeitig fällt es mir sehr schwer, das im Alltag konsequent in die Praxis umzusetzen:
    Für unser Badezimmer habe ich kürzlich einen hölzernen Badvorleger aus einer Behindertenwerkstatt gekauft und dachte: Super, sozial, ökologisch, hält ewig!
    Kurz drauf entdecke ich bei meiner Oma ihren Badvorleger: zwei alte, aneinander genähte Handtücher.
    Wer hier die Nachhaltigkeitsmedaille bekommt ist klar.
    Less oder Zero Waste ist halt leider kein Lifestyle. Und erst recht kein neues Hobby, für das man sich erstmal eine schicke Grundausstattung zusammen shoppen kann.

  • Reply Petra 31. Juli 2019 at 22:56

    Haha, mein größtes Hindernis bin ich und meine Neugier 😂😂😂 Ich bin bekennender Horder und brauche die nächsten 2 Jahre keine Body Lotion kaufen. Aber ich merke auch, dass meine Ansprüche an die Performance meiner Produkte viel größer geworden ist. Aber ich achte dennoch auch auf die Verpackung, besonders ärgern mich Umkartons mit viel viel Luft. Leider habe ich auch die Angewohnheit, die ganzen wiederverwertbaren Glasflakons auch aufzubewahren und sortiere gerade knallhart aus, es bleiben nur noch ein paar wenige Flaschen mit besonders funktionalen Spendern und Mironglas-Riegel und Flaschen, dazu noch ein paar Döschen für Proben, der Rest geht in den Container. Außerdem versuche ich, nichts zu kaufen, dass ich nicht brauche. Allerdings schlage ich bei extrem guten Angeboten dann doch zu. Außerdem stehe ich echt auf Produkte, die zT von weit her kommen 🙈
    Bei allem außer Beauty fällt es mir vergleichsweise leicht, ich mache ja schon ewig SoLaWi, inzwischen sogar mit Kaffee, der emissionsarm per Segelschiff transportiert wird. Plastik- und Alufolie habe ich noch, aber eine Rolle hält ca 5 Jahre, bei fast allem nutze ich Alternativen, kaufe außer Katzenfutter vieles unverpackt und trage meine Klamotten schon immer, bis sie mir vom Leibe fallen. Irgendwo habe ich kürzlich gelesen, dass nicht die wenigen zählen, die perfekt müllfrei leben sondern die vielen, die ihr Handeln kritisch überdenken und jeden Tag einen Schritt weiter machen.

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