Neues Jahr, neue Duftpflanze im Fokus. Auch in diesem Jahr hat die Vereinigung für Aromapflege und gewerbliche Aromapraktiker/-innen die Duftpflanze des Jahres gekürt. In den letzten Jahren haben uns folgende Pflanzen begleitet:
Dieses Jahr steht der Orangenbaum im Rampenlicht. Das ist spannend, denn aus aromatherapeutischer Sicht begegnen uns dabei gleich mehrere ätherische Öle, die aus verschiedenen Pflanzenteilen des Süß- bzw. Bitter-Orangenbaums gewonnen werden. Konkret sind das:
Ätherisches Orangen-Öl
Vor vielen Jahren war ich am Gardasee im Urlaub und werde nie vergessen, wie glücklich es mich gemacht hat, in Limone unter prall mit Früchten behangenen Orangen- und Zitronenbäumen zu wandeln. Was für ein farbenfroher Anblick! Wenn von ätherischem Orangen-Öl die Rede ist, ist damit in der Regel die süße Orange gemeint (Citrus sinensis).
Ätherisches Orangen-Öl zählt zu den preisgünstigeren Ölen. Der Grund dafür liegt im Herstellungsverfahren bzw. -prozess: Gewonnen wird das ätherische Öl durch die Kaltpressung der Orangenschalen – seht ihr die Öldrüsen auf dem unteren Foto?. Das Fruchtfleisch wird dabei jedoch nicht weggeworfen, sondern hier gehen Saftproduktion und die Herstellung ätherischer Öle Hand in Hand: aus dem Fruchtfleisch wird Saft gepresst und die Fruchtschalen können zur Kaltpressung des Öls genutzt werden. Der Ertrag ist außerdem vergleichsweise hoch, denn für 1 kg ätherisches Öl werden lediglich 200 kg Fruchtschalen benötigt (zum Vergleich: für 1 kg ätherisches Rosenöl werden 3.000 bis 5.000 kg Rosenblüten benötigt).
Das sonnige, warm-fruchtige und leicht süßliche Aroma des Orangen-Öls erfreut sich bei Groß und Klein einer hohen Duftakzeptanz. Entsprechend beliebt ist es bspw. in Mischungen für die Raumbeduftung.
Wenn wir uns die sonnenähnliche Optik der Orangenfrucht anschauen, lässt sich daraus gut auf die psychische Wirkung des Öls schließen, die sich dann wiederum auch anhand der Inhaltsstoffe bestätigen lässt: ätherisches Orangen-Öl bringt quasi Sonnenstrahlen in die Seele. Es hellt die Stimmung auf und vermittelt Harmonie und Freude zugleich. Dafür sind u. a. die Monoterpene (insbes. Limonen) verantwortlich, die ca. 96% der Inhaltsstoffe des Orangen-Öls prägen. Furocumarine sind hier nur in geringen Spuren enthalten, sodass Orangen-Öl im Gegensatz zu Bergamotte und Limette als nicht oder kaum photosensibilisierend zu bewerten ist.
Neben der stimmungsaufhellenden Wirkung ist die konzentrationsfördernde Wirkung zu erwähnen, die das Orangen-Öl zu einem guten Begleiter bei Denk- und Lernprozessen machen. Darüber hinaus wirkt es ausgleichend und stresslösend und kann auch bei Themen rund um (Selbst-)Akzeptanz eine Stütze sein.
Auf körperlicher Ebene punktet ätherisches Orangen-Öl mit seiner antiseptischen und verdauungsfördernden Wirkung. Auch bei (Schwangerschafts-)Übelkeit ist es geeignet.
DIY-Ideen mit ätherischem Orangen-Öl
Orange verwende ich so gern in eigenen Mischungen! Folgende Rezepte mit Orangen-Öl findet ihr bisher auf dem Blog:
- Gesichtsöl “Fruchtiger Genuss”
- Body Scrub “Kickstarter”
- Duft-Duo “Kuscheldecke” gegen den Winterblues
- Duft-Duo “Glanz und Lichter” für die Weihnachtszeit
- Raumduft “Hasenfuß” und Raumduft “Brummbär” für das Kinderzimmer
- Eau de Toilette “Sommertraum”
- Körperöl “Hängematte”
- Roll-On “Sonnenschein”
- Roll-On “Hoffnungsschimmer”
Auch für das Riechtraining ist Orange geeignet.
Ätherisches Petit Grain-Öl
Hach, Petit Grain! Ich liebe den herb-grünen Duft dieses Öls so sehr! Bei uns wird in der Aromatherapie meistens das sog. Petit Grain Bigarade (Citrus aurantium ssp. amara) verwendet, das aus den Blättern und Triebspitzen/Zweigen des Bitterorangenbaums destilliert wird. Es gibt Petit Grain-Öle jedoch auch von anderen Zitrusbäumen, bspw. von Bergamotte, Clementine (oben auf dem Foto zu sehen), Mandarine oder der Kaffir-Limette. Wer sich da mal durchschnuppern/-probieren mag, findet bei den Maienfelsern eine große Auswahl.
Petit Grain kommt vor allem in Mischungen zur Anwendung, die auf psychischer/seelischer Ebene wirken. Mit seinem hohen Anteil an Monoterpen-Estern und Monoterpenolen ist es ein tolles Öl bei Stress oder Erschöpfungszuständen, aber bspw. auch bei PMS.
Körperlich wirkt es sich u. a. positiv auf die Atemwege aus.
DIY-Ideen mit Petit Grain-Öl
Obwohl ich phasenweise immer mal wieder im Petit Grain-Rausch bin, ist das Öl hier auf dem Blog noch gar nicht so oft aufgetaucht. Ihr findet es in folgenden Rezepturen:
- Körperspray “Entspannte Tage”
- Körperöl “Hängematte”
Ätherisches Neroli-Öl und Orangenblütenwasser
Licht in Flaschenform – das ist Neroli-Öl für mich. Gewonnen wird es durch Wasserdampfdestillation der Blüten des Bitterorangenbaums (Citrus aurantium ssp. amara).
Erhältlich ist Neroli-Öl häufig nicht nur pur, sondern auch in verdünnter Form, zum Beispiel 10%ig in Alkohol gelöst. Das ist in zweierlei Hinsicht sinnvoll, denn zum einen handelt es sich hier um ein kostbares und daher auch kostspieliges Öl – es ist sozusagen der Rolls Royce unter den Zitrusölen. Zum anderen ist es – typisch Blütenöl – in unverdünnter Form sehr geruchsintensiv, sodass sich für Mischungen die verdünnte Variante oft besser eignet. Neroli-Öl ist als Duftnote in Parfums beliebt und viele von euch kennen es sicher als einen der typischen Bestandteile von Echt Kölnisch Wasser.
In Bezug auf die psychische Wirkung wird Neroli-Öl häufig als “Rescue-Öl” beschrieben, das in Schock- und Angstzuständen zum Einsatz kommt – analog zu den Rescue-Tropfen aus der Bachblütentherapie. Entsprechend ist es ein wertvolles Öl, wenn es um traumatische Ereignisse geht, aber auch zur Begleitung in Übergangs- und Umbruchsphasen. Ängste lösen, die Stimmung aufhellen, stärken und beruhigen: das sind die Kernkompetenzen des Neroli-Öls.
Nicht zu unterschätzen ist neben der psychischen auch die antibakterielle Wirkung dieses ätherischen Öls, das darüber hinaus u. a. fiebersenkend, blutdrucksenkend, juckreizlindernd und hautpflegend wirkt.
DIY-Ideen mit Neroli-Öl
Privat nutze ich Neroli-Öl sehr häufig, auf dem Blog ist es bislang lediglich in zwei Rezepten aufgetaucht:
- Duft-Duo “Lichtbringer” zur Raumbeduftung
- Duft-Duo “Ciao Lampenfieber” zur Raumbeduftung
Bei der Wasserdampfdestillation der Bitterorangenblüten entsteht nicht nur das wertvolle Neroli-Öl, sondern auch Orangenblütenwasser. Zur Wirkung zitiere ich mich einfach mal aus diesem Artikel selbst:
“Kaum ein anderer Duft vermag so schnell meine Stimmung zu heben, angespannte Nerven zu beruhigen und sich an doofen Tagen wie ein kuscheliger Pullover tröstend um mein Gemüt zu hüllen. Sonnig, erfrischend, erheiternd.”
Das gilt so noch immer. Im Winter schätze ich die stimmungsaufhellende Wirkung, im Sommer die erfrischende. Und klar, auch in der Hautpflege kann man von Orangenblütenwasser profitieren. Aus dem Bad kann es aber auch in die Küche umziehen und zur feinen Aromatisierung von Speisen (z. B. Desserts oder Gebäck) und Getränken verwendet werden.
Orange, Petit Grain oder Neroli: was ist euer ätherischer Orangenbaum-Favorit?
1 Comment
Tolle Fotos, interessante Erklärungen, da bekommt man sofort gute Laune! Vielen Dank für diesen informativen Beitrag!