Das Tolle am Bloggen ist unter anderem die Möglichkeit, enthusiastische Menschen und Macher der Branche kennenzulernen und hinter die Kulissen von Marken blicken zu dürfen. Genau das habe ich am Montag getan – ich war in der Nähe von Stuttgart zu Besuch bei SPEICK Naturkosmetik. Dort habe ich dank Anke Boy und Gudrun Leibbrand (die ihr im Advents-Steckbrief bereits kennengelernt habt) nicht nur jede Menge über die deutsche Traditionsmarke erfahren, sondern konnte den Weg der Produkte von der Entwicklung über die Produktion bis hin zur Logistik und zum Verkauf live verfolgen. Anhand von Impressionen nehme ich euch heute rückblickend mit auf diese spannende Reise – also fix hinein mit euch ins Firmengebäude!
Die Wurzeln von Speick Naturkosmetik
Zu Beginn erfahre ich eine Menge über die Entstehung und die Entwicklung des Familienunternehmens, das bereits auf 88 Jahre Firmengeschichte zurückblicken kann. Der Gründer Walter Rau (1892-1968), seines Zeichens Anthroposoph, stammte aus einer Familie von Seifenfabrikanten. Als das elterliche Unternehmen, die Vereinigten Seifenwerke, nach dem ersten Weltkrieg der Weltwirtschaftskrise zum Opfer fiel, entwickelte Walter Rau eine Vision: ein neues Unternehmen, das Seife nicht nur als zweckmäßiges Reinigungsmittel, sondern als wirksames, natürliches Mittel zur Körperpflege in den Mittelpunkt stellt, welches dem Menschen Gutes tut und mit einem Markenprodukt optimale Qualität verkörpert.
Gemeinsam mit seinem Schwager, einem Mediziner, stieß Walter Rau auf die Speik-Pflanze (in alter Schreibweise noch mit ck, heute nur noch mit k). Der Weg für das Unternehmen und die erste Seife war geebnet. Bis heute ist die Seife mit der charakteristischen lachsroten Farbe fester Bestandteil des Speick-Sortiments, das inzwischen über 120 Produkte umfasst. Derzeit leitet Walter Raus Enkel, Wikhart Teuffel, das Unternehmen in dritter Generation.
Der Speik, lateinisch Valeriana celtica, hat als Baldriangewächs eine ausgleichende Wirkung: er regt das vegetative Nervensystem an und beruhigt gleichzeitig das zentrale Nervensystem. So werden wir also körperlich wach, ohne Herzrasen oder ähnliches zu bekommen, und geistig ruhig, ohne zu ermüden.
Bereits in der Antike war die Wirkung des Speiks als Heilpflanze beliebt. Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts geriet die Pflanze in Europa jedoch so gut wie in Vergessenheit. Im Orient hingegen war sie zu diesem Zeitpunkt für Bäder und Massagen so sehr gefragt, dass für den Export Raubbau an den Pflanzenvorkommen in den Kärntner Alpen, dem natürlichen Lebensraum des Speiks, betrieben wurde. So wurde die Pflanze an den Rand des Aussterbens gedrängt. In den 1930ern stellte die österreichische Landesregierung den Speik daher unter Naturschutz. Heute wird die Pflanze schonend mit exklusiver Sondergenehmigung in kontrollierter Wildsammlung geerntet. Falls ihr euch näher für den Anbau und die Ernte interessiert, dann schaut mal auf Beautyjagd vorbei – Julia war im letzten Jahr in den Nockbergen auf der Suche nach dem Speik unterwegs, ich musste die Reise leider kurzerhand absagen.
Der Weg von der Produktidee bis hin zum Verkauf
So spannend die Geschichte hinter der Marke und ihren Produkten auch ist, so neugierig bin ich nun darauf, mir den Weg von der Pflanze bis hin zum fertigen Produkt live anzusehen. Also raus aus dem Meetingraum und rein ins Labor!
Doch halt, bevor ich dort Zutritt erhalte, muss ich mich in einen sexy Hygienekittel inklusive Haube hüllen:
Wenige Augenblicke später befinde ich mich mitten im tageslichtdurchfluteten Labor, in dem geforscht und entwickelt wird und die Produkte nach der Herstellung umfassenden Analysen unterzogen werden. Ich stehe da und staune Bauklötzer zwischen den zahlreichen technischen Geräten, die mir teilweise vorkommen wie aus einem Science-Fiction-Film.
Puh, es gibt zum Glück auch noch Dinge, mit denen auch ich als ehemalige Physik-Grundkurslerin, die Chemie abgewählt hat, etwas anfangen kann. Da extrahiert gerade eine üppige Portion Pflanzenmaterial fröhlich vor sich hin – das ist doch etwas Greifbares. In erster Linie ist es jedoch eine dufte Sache, denn der Speik-Extrakt erinnert mit seinem Duft, im Gegensatz zur getrockneten Pflanze, schon recht deutlich an den klassischen Signature-Duft der Speick-Produkte. Jede der verschiedenen Linien hat ihren eigenen, typischen Duft; die Basisnote ist bei allen Düften allerdings ähnlich. Meiner Nase gefällt nach wie vor die fruchtige Frische in der Kopfnote der Thermal-Serie (zum Beispiel vom Tonic) und der fast schon cremige, sanfte Duft der Natural-Serie (ich kenne ihn schon vom Serum) am besten.
Vom Labor aus geht es weiter in die Produktionshallen. Zuerst stehe ich vor riesigen Maschinen und Gerätschaften, in denen gerade emsig eines der cremigen Produkte – ich weiß nicht mehr genau, welches – hergestellt wird. Ich sehe außerdem unter anderem, wo die Rasiercreme ihre dreimonatige Reifezeit verbringt und wo das Deo hergestellt wird, das über einen Schlauch zur Analyse direkt ins Labor geführt wird. Beeindruckend!
Okay, hier unten erfolgt also die Herstellung. Aber wie findet das Produkt denn am Ende seinen Weg in die Flaschen und Tuben? Das kann ich mir vor Ort anhand des Deo-Sprays anschauen, das heute gerade abgefüllt wird. Die Arbeitsschritte sind folgende:
1. Die leeren Flaschen werden per Hand auf eine Art Rondell gestellt, von dem aus sie sich auf dem Fließband einreihen.
2. Über das Fließband tuckern die Flaschen munter zur Abfüllanlage. Dort werden sie befüllt und mit dem Sprühkopf verschlossen.
3. Die befüllten, aber immer noch „nackten“ Flaschen fahren weiter über das Fließband zur Etikett-Ankleide.
4. Die fertigen Flaschen landen wiederum auf einer Art Rondell, wo sie von Hand in kleine Kartons gepackt werden.
Und wo entstehen die Seifen-Stücke, frage ich mich. Die Antwort folgt in der angrenzenden großen Produktionshalle. Hier werden die „Seifennudeln“, die zur Herstellung benötigt werden, in riesigen Säcken gelagert. In einer Art Kartoffelpresse, um mal in der kulinarischen Bildwelt zu bleiben, werden sie portionsweise in feinste Stücke zerteilt, die wiederum zu einem großen Seifenband geformt werden, das über das Fließband läuft. Dort wird es in gleichgroße Blöcke geschnitten. Diese werden am Ende des Fließbands mit Hilfe von Formen zu den jeweiligen fertigen Seifen geformt. Die Reste, die dabei übrig bleiben, werden über ein anderes Fließband wieder der Produktion zugeführt.
Ich habe Glück, denn an diesem Tag startet gerade die Weihnachtssaison in der Produktion und ich kann mir aus der ersten Charge des limitierten (und noch vertraulichen) Weihnachtsartikels direkt ein Exemplar als Erinnerungsstück mit heim nehmen. Ich bin mir fast sicher, dass in diesem Moment kleine Herzchen in meinen Augen sichtbar sind.
Im letzten Schritt müssen die fertigen Produkte natürlich noch ihren Weg in den Handel finden. Die Logistik finde ich mindestens genauso spannend wie die Fertigung und freue mich, als es in die Lagerhallen hinein geht. Was mir übrigens in allen Räumen – ganz gleich, ob Labor, Produktion oder Lager – auffällt, ist das viele Tageslicht, das durch große Fensterfronten hineinfällt.
Huch, was kommt denn da angerollt? Ein Gabelstapler hat eine Ladung Seifenglück im Gepäck, die gerade von A nach B transportiert wird. Etwas kichern muss ich beim Anblick der Maschine, die die fertig bestückten Produktpaletten in Folie hüllt. Die müsst ihr euch wie eine Art Karussell vorstellen, in dem die Folie wie ein Kokon um die Paletten gehüllt wird – und das mit ordentlich Tempo! Danach sind die Paletten versandbereit.
Mit Verlassen der Produktionshalle endet unser Rundgang und ich stehe wieder im Eingangsbereich, in dem eine Glasschnitzerei von 1958 die Schönheit der Speik-Pflanze mit Hilfe des Tageslichts erstrahlen lässt. Daneben reihen sich Preise wie der Deutsche Nachhaltigkeits-Preis und der CSR-Preis der Bundesregierung an der Wand ein. Gefallen hat mir persönlich auch die schlichte, aber geschmackvolle Gestaltung der Wände mit historischen Werbemotiven.
Ach nein, halt, eine Sache fehlt ja noch! Denn natürlich stehen die Speick-Produkte im hauseigenen Shop auch direkt frisch ab Werk zum Verkauf. Also geht es nochmal eine Tür weiter, ehe ich zwischen den bunt gefüllten Regalen stehe, in denen mir auch die Neuheiten begegnen, die ich auf der Vivaness bereits kennengelernt habe.
Mit einer gut gefüllten Speicherkarte, einigen beschriebenen Seiten im Notizblock, zig Gedanken in meinem Kopf, dem herrlichen Speik-Duft in der Nase, ein paar Mitbringseln aus dem Shop im Gepäck und vor allem jeder Menge Begeisterung im Herzen verabschiede ich mich, um mich auf den Weg in Richtung Heimat zu machen.
Ich hoffe, ihr hattet Spaß an dieser Tour und den Einblicken in die einzelnen Bereiche von Speick Naturkosmetik! Was hätte euch am meisten interessiert: Labor, Produktion oder Logistik? Und finden sich bei euch im Badezimmer auch Produkte des Traditionsunternehmens?
12 Comments
Wow, ich liebe solche Blicke hinter die Kulissen, das finde ich total spannend! Speick Naturkosmetik hat mich zudem auf der Vivaness total überrascht. Ich bin nach wie vor begeistert von der Konsistenz der neuen getönten Tagescreme. :)
Noch einmal Danke für diesen Blick hinter die Kulissen. Finde es übrigens voll cool, dass Du dir ganz exklusiv als Erinnerung ein Produkt aus der kommenden (noch geheimen *woah*) Weihnachts- LE aussuchen durftest. Ich hätte wohl auch gestrahlt. ;)
Liebe Grüße,
Jenni
Danke, Jenni! Ich lese solche Hintergrundberichte / Einblicke auf Blogs grundsätzlich auch sehr gern. Die neue getönte Tagescreme finde ich übrigens auch toll – und sie riecht so gut! :)
Liebe Grüße!
Toller Bericht. Gibt es denn die Möglichkeit an einem Samstag sagen wir für rund 10 Personen eine ähnlich interessante Führung zu bekommen. Die Freude darüber bei meinen Freunden und Freundinnen wäre riesig. Bitte teilen Sie mir mit, welche Möglichkeiten es gibt SPEICK mit einem Blick hinter die Kulissen noch besser kennen zu lernen. Viele Grüße Uli Litsche
Liebe Frau Litsche, ich gebe die Frage mal direkt an Speick weiter. :)
Liebe Grüße!
Guten Morgen liebe Frau Litsche,
wir freuen uns sehr, dass Sie so begeistert von Idas tollem Bericht sind.
Aber zu Ihrer Frage: „Offiziell“ bieten wir leider keine Betriebsbesichtigungen an – dafür ist unsere Produktion einfach nicht ausgerichtet. Das war ein Special für Ida.
Bitte entschuldigen Sie die etwas späte Rückmeldung heute.
Das soll jetzt kein untergejubeltes Marketing sein, aber wir freuen uns natürlich, wenn Sie z.B. fb-Freundin von uns werden – immerhin eine kleine Möglichkeit, etwas näher an SPEICK ranzurücken und interne Einblicke zu erhalten.
Herzliche Grüße
Anke Boy (SPEICK Naturkosmetik)
Danke liebe Ida! Das fand ich sehr interessant. Ich glaube die Produktion hätte mich am meisten interessiert. Ich habe den klassischen Deo Stick, auch wenn er nur naturnah ist, kann ich das tolerieren. Ich vertrage ihn gut und er ist sehr zuverlässig. Nachdem ich mich am Anfang an den ungewöhnlichen Duft erst gewöhnen musste, liebe ich ihn mittlerweile.
Die Produktion zu sehen war wirklich spannend, wie die Flaschen da so über das Fließband ratterten und befüllt wurden. Auch die Seifenfertigung hat mich beeindruckt. Ich mag von den Speick-Deos das aus der Thermal-Serie übrigens am liebsten.
Liebe Grüße!
Labor :)
Von Speick habe ich nichts im Schrank, aber ich finde es immer spannend etwas mehr über die Firmen zu erfahren.
Ja, im Labor war es in der Tat auch spannend. :)
Liebe Grüße!
Ach, Speick…. gibt es ja wirklich schon ewig. Ab und an habe ich mal Lust auf die Seife. Ein Klassiker. Ich wusste gar nicht das es jetzt auch eine getönte Tagescreme gibt! Toll, die werde ich dann wohl mal kaufen
Die Tagescreme ist ab Mai im Handel erhältlich. :)
Liebe Grüße!
[…] geduscht und eingeölt geht es weiter mit der Gesichtspflege. Die Produkte von SPEICK verkörpern für mich überwiegend auch den Gedanken, dass Mann und Frau sie sich im Bad gern […]